Konzentration, Kreativität und das Chaos dazwischen

ADHS, also die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung,  wird oft mit Kindern assoziiert, die nicht stillsitzen können. Doch ADHS begleitet viele Menschen ins Erwachsenenalter, auch in die Arbeitswelt. Dort zeigt sie sich selten so, wie wir es aus Schulbüchern kennen. Stattdessen wirkt sie im Hintergrund: in Form von Überforderung, innerer Unruhe oder Konzentrationsproblemen, aber auch durch intensive Kreativität, hohe Energie und ungewöhnliche Lösungsansätze.

Was bedeutet ADHS eigentlich?

ADHS ist eine neurodivergente Ausprägung der Informationsverarbeitung. Betroffene erleben Reize oft ungefiltert, haben Schwierigkeiten, sich zu fokussieren oder können genau das plötzlich extrem gut („Hyperfokus“). Strukturen, die neurotypischen Menschen helfen, können bei ADHS zur Belastung werden und umgekehrt.

Herausforderungen im Arbeitsalltag

Menschen mit ADHS berichten oft von:

  • Zeitmanagement-Schwierigkeiten: Einschätzen, wie lange eine Aufgabe dauert, fällt schwer.
  • Ablenkbarkeit & Reizoffenheit: Geräusche, Licht, Gespräche im Hintergrund, alles kommt gleichzeitig an.
  • Prokrastination & Perfektionismus: Der Start fällt schwer, die Erwartungen an sich selbst sind dafür oft extrem hoch.
  • Impulsivität: Gedanken werden direkt ausgesprochen, Ideen spontan umgesetzt, nicht immer strategisch.
  • Emotionale Reaktionen: Lob beflügelt stark, Kritik kann unverhältnismäßig belasten.

Aber ADHS bedeutet auch

  • Kreativität & Ideenvielfalt
  • hohe Energie & Tatkraft (wenn motiviert)
  • Empathie & Intuition
  • hohe Anpassungsfähigkeit bei schnellen Veränderungen
  • ungewöhnliche Lösungsansätze

Das Potenzial ist riesig, wenn Rahmenbedingungen stimmen.

Was hilft?

ADHS-gerechte Arbeitsplätze sind nicht kompliziert, sie erfordern aber Verständnis und Flexibilität:

  • Klare Prioritäten & Feedback: Nicht alles gleichzeitig, lieber konkrete Schritte.
  • Ruhige Arbeitsbereiche oder Homeoffice-Möglichkeiten
  • Flexible Zeitgestaltung & Pausenregelungen
  • Struktur, aber kein Mikromanagement
  • Digitale Tools zur Selbstorganisation (mit Reminder-Funktion, visuellen Boards etc.)

Führungskräfte und Teams können viel bewirken

Was für alle hilfreich ist, ist für Menschen mit ADHS oft entscheidend. Offene Kommunikation, die Möglichkeit zum Ausprobieren und ein Verständnis für unterschiedliche Arbeitsstile machen oft den Unterschied zwischen Frust und Entfaltung.

Fazit

ADHS im Job ist nicht nur ein Thema für Betroffene, sondern für jedes Team. Denn viele Mitarbeitende zeigen Symptome, ohne je eine Diagnose erhalten zu haben. Was sie brauchen, sind keine Sonderlösungen, sondern Arbeitsplätze, die neurodivergente Denkweisen mitdenken.

Inklusion beginnt mit Verständnis. Und Verständnis mit der Bereitschaft, zuzuhören.

Tobias Tischmeyer

Tobias Tischmeyer

Co-Founder Differgy

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