Warum Inklusion nicht politisch verhandelbar sein darf
Inklusion war nie bequem. Aber sie war immer notwendig. Was über Jahre aufgebaut wurde – Programme für mehr Chancengleichheit, gezielte Förderung marginalisierter Gruppen, inklusive Strukturen – gerät aktuell ins Wanken. Nicht etwa aus inhaltlicher Kritik. Sondern aus politischem Kalkül.
Rückschritte statt Fortschritt?
Jüngste Beispiele wie SAP oder T-Mobile USA zeigen, wie schnell Unternehmen unter politischem Druck bereit sind, Diversitätsprogramme zu überarbeiten oder ganz aufzugeben. SAP etwa hat laut Medienberichten angekündigt, das Ziel eines 40 % Frauenanteils in der Belegschaft nicht mehr weiterzuverfolgen. Auch das „Diversity & Inclusion Office“ verliert offenbar seine Eigenständigkeit.
Der Grund: gesetzliche Entwicklungen und gesellschaftlicher Gegenwind – vor allem aus den USA. Was das signalisiert? Dass Gleichstellung offenbar verhandelbar ist. Und dass Haltung dann endet, wenn sie unbequem wird.
Inklusion ist kein Extra
Bei Differgy erleben wir täglich, wie wertvoll inklusive Arbeitsstrukturen sind – nicht nur für neurodivergente Menschen wie Autist*innen, sondern für Teams insgesamt. Inklusion ist kein Bonusprogramm. Sie ist Teil professioneller Arbeitskultur.
Denn dort, wo Vielfalt gelebt wird, entsteht Innovation. Dort, wo verschiedene Perspektiven willkommen sind, entstehen Lösungen, die mehr Menschen gerecht werden. Und dort, wo Unterschiede nicht versteckt, sondern verstanden werden, wächst Vertrauen – intern wie extern.
Verantwortung bleibt
Was wir brauchen, ist Klarheit: Inklusion darf nicht von Wahlergebnissen oder Stimmungen abhängig gemacht werden. Wer Programme aufbaut, übernimmt Verantwortung – nicht nur gegenüber Zahlen, sondern gegenüber Menschen.
Natürlich ist es richtig, Maßnahmen regelmäßig zu hinterfragen. Aber wer auf Druck hin Diversitätsziele zurückzieht, sendet ein gefährliches Signal: dass Minderheitenrechte und Gleichstellung nur gelten, solange niemand protestiert.
Was Unternehmen tun können:
- Strukturen schaffen, die unabhängig von Einzelpersonen oder Politik bestehen
- Position beziehen – intern wie extern
- Nicht nur Diversity feiern, sondern Inklusion leben
- Betroffene Gruppen einbinden statt über sie zu sprechen
Fazit
Vielfalt ist Realität. Inklusion ist die Antwort darauf – nicht aus Imagegründen, sondern aus Überzeugung. Und diese Überzeugung darf nicht bröckeln, wenn Gegenwind kommt. Denn gerade dann braucht sie Rückgrat.
Tobias Tischmeyer
Co-Founder Differgy